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Stimmen - Katrin Griebenow
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MEDEA.STIMMEN///Glätte & Reibung. PART I

  • 8. September 2020
  • Malu von Marschall
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Zum Ende des Semesters trafen sich einige Menschen zum Abschlussgespräch des Online-Seminars „Glätte & Reibung“ mit Annette Pehnt und Guido Graf. Wir versuchten zu zwei Themen gemeinsam Feedback zu geben und das, was dabei raus kam, das seht ihr hier:

Schreiben in der Krise – Schreiben über die Krise

Irgendwie ist der Prozess trotzdem der Gleiche, auch vor der Krise hab ich im Wohnzimmer alleine gesessen und geschrieben… Wahrscheinlich lernt man* über die eigenen Fähigkeiten zum Social Distancing etwas: nämlich, wie ausgeprägt die vielleicht schon immer waren. Wie ausgeprägt man* social distancen konnte, meinst du? Oder: wie viel davon schon vorher da war, immer schon möglicherweise. Ist bei mir auf jeden Fall auch so! Ich habe aber das Gefühl, weniger Zeit für das Schreiben als solches aufgewendet zu haben, weil einfach ALLES von zu Hause passiert ist. Also es war kein “Jetzt bin ich zu Hause, setze mich hin und schreibe”, sondern ein “Ich bin zu Hause und arbeite halt”. Oh ja total! Das habe ich auch gesehen. Mir ist es tatsächlich sehr schwer gefallen, in der “Freizeit” zu schreiben, weil es so etwas wie Freizeit gar nicht gab. Ich bin eine Sturm-und-Drang-Schreiberin: ich brauche das Chaos und den normalen stressigen Alltag (gerade rausgehen, weggehen etc.), um zur Ruhe zu kommen und zu schreiben. Das fiel mir sehr schwer Oh ja total! Das habe ich auch gesehen. Mir ist es tatsächlich sehr schwer gefallen, in der “Freizeit” zu schreiben, weil es so etwas wie Freizeit gar nicht gab. Ich bin eine Sturm-und-Drang-Schreiberin: ich brauche das Chaos und den normalen stressigen Alltag (gerade rausgehen, weggehen etc.), um zur Ruhe zu kommen und zu schreiben. Das fiel mir sehr schwer

Der Schreibprozess während eines ausgangsbeschränkten Alltags hat sich doch sehr anders angefühlt. Viele in meinem Umfeld haben von einem gewissen “Technikverdruss” erzählt, den ich sehr gut nachfühlen konnte. Dadurch, dass alles über den Bildschirm des Laptops stattfindet – Soziale Kontakte, Arbeit, Universität, Freizeitaktivitäten – hat eine Vermischung der verschiedenen Modi stattgefunden und zu einem schnelleren Erschöpfungsgefühl beigetragen. Das ging mir ähnlich, ich fand es schwierig, meine Ressourcen zu verteilen. Ich hatte auch immer wieder das Bedürfnis, mich ein zwei Tage von sämtlichen Bildschirmen zu verabschieden, was aber wegen der Erreichbarkeit wirklich schwierig war. Für meinen Schreibprozess hat das dazu geführt, dass ich wieder mehr mit der Hand auf Papier geschrieben habe. Ich habe mir deswegen eine Schreibmaschine gekauft. Ich glaube, wenn das Semester vorbei ist und ich keine Verpflichtungen mehr habe, mache ich 5 Tage Screenpause. Das nächste Semester schaffe ich das auch nicht noch einmal – so viele Seminare wie sonst zu belegen ist einfach nicht möglich. Auch das mentale Abschalten wird ja um einiges schwieriger, wenn die Uni-Kommunikation viel mehr digital, sprich über das Handy läuft. Man* Bekommt mehr mit und hat ergo auch mehr das Bedürfnis, darauf zu reagieren. Da fehlen trotz eventuellem Zeitgewinn, weil Pendler*innen-Wege wegfallen, die Pausen, das ist schon belastend. Stimmt, ich fühlte mich in diesem Semester auch irgendwie immer verpflichtet, auf das Handy zu gucken, Mails zu checken, etc., da ich sonst Angst hatte, Wichtiges zu verpassen. Das mentale Abschalten wird dadurch wirklich erschwert. Das mit der Screenpause dachte ich mir auch! Wenn dann auch noch das Rezensionsexemplar digital ist, kommt man* ja wirklich gar nicht mehr vom Bildschirm weg „Rezensionsexemplar“ – du meinst das zu rezensierende E-Book, wahrscheinlich? Mir ist am Ende sogar die Lust auf Netflix, meine entspannende Abendunterhaltung in allen Lebenslagen, verloren gegangen, weil mir einfach die Augen weh getan haben. Ich habe inzwischen einfach alles gesehen… und fange teils von vorne an. Oder besser noch: ich lese und schreibe viel mehr als noch vor der “Krise”.

Ich bin gefühlt sehr viel weniger als sonst zum Schreiben gekommen, weil mir äußere Impulse, die man* sonst aus dem normalen Alltag kennt, zum Schreiben nutzen. Natürlich war ich viel am Telefon und auf sozialen Plattformen unterwegs, aber das ist nicht dasselbe. Ich ziehe viel für mein Schreiben aus dem Unterwegs sein, was ja komplett weg gefallen ist. Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass mich Uni-Arbeitsprozesse viel mehr einnehmen und meinen Alltag bestimmen, da ja Freizeit und Arbeit nicht mehr trennbar waren und die Grenzen einfach so verschwammen. Ich bin gefühlt sehr viel weniger als sonst zum Schreiben gekommen, weil mir äußere Impulse, die man* sonst aus dem normalen Alltag kennt, zum Schreiben nutzen. Natürlich war ich viel am Telefon und auf sozialen Plattformen unterwegs, aber das ist nicht dasselbe. Ich ziehe viel für mein Schreiben aus dem Unterwegs sein, was ja komplett weg gefallen ist. Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass mich Uni-Arbeitsprozesse viel mehr einnehmen und meinen Alltag bestimmen, da ja Freizeit und Arbeit nicht mehr trennbar waren und die Grenzen einfach so verschwammen.

Zu schreiben war der Versuch gegen eine Wand an zu schrei(b)en. Was für eine Wand? Eine neue oder alle alten? Beim individuellen Schreiben und bei den Veröffentlichungen, gab es nach meinem Gefühl einen Wandel, vom Gefühl des Notstands zu einer neuen Normalität. Interessanter Aspekt. Stimmt schon, irgendwie ist es mittlerweile zu einem Normalzustand geworden. Der Arbeitsprozess hat sich aber generell nicht bei mir geändert, außer dass ich tatsächlich mehr Zeit hatte, als vor Corona, da ich nicht pendeln musste. Das war vielleicht das einzig Gute daran. Bei unserem länger angelegten Projekt haben wir gemerkt, dass unsere Grundidee, die sich mehr mit Weltuntergangsgefühlen beschäftigte, irgendwann nicht mehr ganz funktionierte und mussten dann entsprechend reagieren. . Inwiefern? Also wie hat sich das geäußert? Dass die Figuren, die wir entwarfen, entweder immer verrückter wurden, weil sie ihre sinnstiftende Apokalypse nicht loslassen wollten oder dass sie sich in ihrem Verhalten “normalisierten” und zu alltäglicheren Themen zurückkehrten. 

Ich hatte das Gefühl, dass die Kriese sich inhaltlich eher schnell abgenutzt hat, bzw. die Entwicklungen der Krise zu schnell waren für unser Schreibtempo und unsere Auseinandersetzungen schnell überholt oder unaktuell. Was denkt ihr? Sollten wir Romane über die Krise schreiben? In einem Jour Fixe wurde das auch mal diskutiert und da war die Meinung eher: BITTE nutzt diese Themen, aber macht es smart. Es ist ja auch immer die Frage, ob man* sich selbst zum Zentrum der Krise macht und wie viel sich dadurch verändern würde im Gegenwarts-Roman…oder ob die Krise selbst zum Zentrum des Romans werden würde…(kann man* Krisen überhaupt smart-subtil verhandeln?) Allerdings muss man* es nicht übers Knie brechen. Also wenn ich nur bei einer Beschreibung der Lage und nicht zu den Symptomen oder Auswirkungen der Krise komme, dann macht das für mich wenig Sinn. Ich denke es wäre spannend, Abbildungen dieser Zeit – in welcher Form auch immer – zu finden. TikTok, Instagram, Videos etc.…. Für mich persönlich ist es sehr schwierig derartiges explizit in Texten oder anderen Formen zu verarbeiten eben weil ich es (noch) nicht so richtig von diesem privilegierten “ok now look AT ME!!!”-Aspekt entkoppelt bekomme, das sich bei mir komplett falsch anfühlt.

Muss ich anfangen zu twittern, um mehr als die ausgewählte Gruppe, die noch ein Buch kauft, zu erreichen? Total interessante Frage, gerade auch unter solchen Aspekten wie: Es gab ja schon vor der Pandemie Schreibende, die NUR über Social Media bekannt geworden sind und jetzt Welttourneen machen mit ihren Texten, z.B. Atticus. Im Feuilleton gab es ja eine Debatte über die sintflutartig hervorbrechenden Mini-Kolumnen etc., die oft sehr selbstbezogen formuliert waren, nach dem Motto: ICH und die Krise, ich und die Amseln im Garten, ich und mein Mundschutz. Auch Trostliteratur hat ja, so die Kritiker*innen, gerade Hochkonjunktur („wir haben jetzt die Chance zu lernen“). Wie kann sich etwas, wie eine Krise, die uns alle betrifft, schnell abnutzen? Naja, es war ja schon beobachtbar, dass sich ganz schnell gewisse Ästhetiken, Rhethoriken, aber auch Witze, Bilder und Kommentare durchgesetzt haben, die schnell zu so einem Corona-Sprech geworden sind. Dadurch hat sich schon eine gewisse Normierung des Diskurses eingestellt. Ich fand es jedenfalls auch spannend, zu beobachten, wie lange dieses Gefühl der Alarmierung bei den Menschen angehalten hat. Bei mir zum Beispiel war das erstaunlich schnell schon verflogen und Mundschutz und Desinfektionsmittel haben sich einfach so nonchalant in meine Routine eingefügt.

Ist es makaber, eine weltweite Pandemie anhand ihres Wertes für Schreibschulen zu betrachten? Nein, ich glaube, dass es einfach Fakt ist, dass manche in solchen Situationen profitieren. Dass sich die Menschen dann dem Schreiben zu wenden ist glaube ich sehr verständlich. Naja, es gibt keinen Grund, nicht darüber zu sprechen; problematisch wäre nur, wenn der Diskurs Hoheit gegenüber anderen beanspruchen würde, oder? Ich glaube als Künstler*in ist die Quarantänezeit nichts ungewöhnliches, wir sind doch immer alleine in unseren Zimmer. Ich schreibe tatsächlich viel draußen und in Cafés und auf Reisen… Schreiben ist für Schreibende der Aggregatzustand ihrer kognitiven und intellektuellen  Verfasstheit: wie sollten sie nicht über ETWAS sich äußern können? Ja vor allem, weil so viel Content gemacht wird und herausgebracht wird, kann man* schnell das Gefühl bekommen, dass wenn man* etwas macht und teilt, es nicht relevant wäre, obwohl es vielleicht dadurch relevant wird, dass es einem selbst etwas bringt. 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Katrin Griebenow | Pfeil und Bogen
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