Seit dem Tag, an dem Putin die Ukraine angriff und abertausende Menschen die Flucht ergriffen, fragte ich mich, was diese Situation bei den Menschen auslöste, die selbst eine Fluchtgeschichte hatten, selbst aus der Ukraine stammten, oder dort Angehörige hatten oder haben; was es mit Menschen macht die eine Verbindung mit diesem Ort, oder eine Verbindung zu dieser Erfahrung haben. Wer sind alle diese Menschen?
Eine von ihnen ist meine Oma.
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Visier
Diagnosen, Ängste, Fantasien und Analysen aus der Gegenwart
Drei Wochen lang lesen wir zu zweit das Buch “Geheimnis” von Juri Andruchowytsch und tauschen uns darüber schriftlich aus. Mit einem Stift in der Hand markieren wir Lieblingsstellen und notieren Kritik. Wir unterstreichen worüber wir schreiben wollen und was wir recherchieren müssen. “Geheimnis” erzählt die Lebensgeschichte des ukrainischen Autors Juri Andruchowytsch (geboren 1960) in einem Interview-Format.
Wir verstehen den Krieg nicht. Darum haben wir versucht die Berichterstattung über ihn in ihre kleinsten Teile zu zerlegen: Worte und ihre Bedeutungen.
Die Vorstellung, wir könnten etwas anreichern, nähren, etwas wie Erkenntnis, Einsicht, ästhetische Wahrnehmung, ein Werk, ein Ganzes: das sind Geschichten und sie sind geklaut.
Ungefähr 369.000.000 Ergebnisse (0,58 Sekunden) Seite 1. Schlagzeilen. Prognose anderer Staaten: Wann endet der Krieg in der Ukraine?
Die folgenden Texte sind aus Facebook-Posts meiner ukrainischen Freund*innen und Bekannten entstanden. Die Beiträge wurden durch den Facebook-Übersetzer verfremdet. Durch Auswahl und Anordnung der Beiträge, sowie durch Auslassung von Wörtern wurde der Text geformt. Stellenweise wurde die Interpunktion bearbeitet und Artikel angepasst.
Es wurde kein Text von mir hinzugefügt.
Das größte Archiv ist die Haut. In ihr lässt sich recherchieren und nachvollziehen. Zwischen den einzelnen Zehen vergilben die Erinnerungen.
Nah ist nicht falsch.
Grau ist nicht kühl.
Wir sind nicht
Neid ist nicht faul.
Tag ist nicht Schwamm.
Darüber, wieso Behauptungen nie wissen, ob sie funktionieren werden Die folgenden Behauptungen,...
Ich bin alt genug, uralt. Für das was ich weine bin ich zu alt. Aber ich weine immer wieder. Weil ich weiß, was meine Mama für uns alle gemacht hat und macht.
Ich drehe mich um, während vorne die anderen ins Auto steigen, sie haben die Koffer vorhin schon verstaut, die Gummistiefel liegen hinten, die Provianttasche zwischen den Jacken auf dem Rücksitz, wie immer. Und wie immer habe ich mich zurückfallen lassen, drehe mich um und lege die Hand über die Augen.
Das Desaster zu entziffern, führt in die Irre. Es markiert uns als die Irre. Der Bezug zum Desaster, zur Not und zur Notwendigkeit scheint aus unserer Höhe weggebrochen. In die Passivität des Disasters.