XXIV.
Leopold Federmair: Obdachlos
Die Widmung „Für Oleg Jurjew und Olga Martynova“ ist interessant, auch dass dieser Essay als Verweissystem u.a. Hölderlin benutzt, der in einem Zitat Oleg Jurjews im Gedicht zuvor bereits auftauchte. Daher finde ich die Anordnung hier sehr sinnig, die Texte reagieren auf- bzw. miteinander. Ansonsten wird sich auf Hölderlin und Rilke bezogen, interessant, dass es auch hier wieder ein Referenzsystem aus als „männlich“ gelesenen Menschen sowie ältere „Kanon“literatur gibt.
Außer dass Federmair Schwäne und Hölderlin sehr feiert – oder sagen wir: das lyrische Ich –, passiert im Text jedoch nicht wirklich was. Das „Gewässer der Sprache“ (S. 129) ist nicht so mein Fall, auch diese plötzlichen christ*lichen Vibes auf S. 130. Gegen Ende gibt es eine Mini-Hölderlin-Versanalyse und Schiller wird genannt. Ich blättere weiter, so schnell ich kann.
XXV.
Tatjana Hofmann: Gespräch mit Olga Martynova
Tatjana Hofmanns Gespräch mit Olga Martynova bricht die Form der versammelten Texte sehr gut auf und die Informationen sind interessant. Oleg Jurjew war ihr Mann, das ist ein schöner Nachtrag zu den beiden letzten Texten. Ich finde das Einstiegszitat ja schon nice: „Ich kritisiere nicht, ich versuche die Verblödung der Welt – auch meine eigene – zu erforschen“ (S. 132). Auch in diesem Gespräch bezieht sich Martynova auf AutorEN, liegt halt auch leider einfach am Buchmarkt. Ihr Mann sei ihr Lehrer gewesen, aber Martynova versichert, dass seine Textratschläge nie autoritär waren (S. 134). Martynovas Lieblingsgenre sind die Gedichte (S. 135). Darüber hinaus geht es um das politische Verhältnis zu Russland und der Krim. Literatur sei eine Möglichkeit, zwischen den Kulturen zu vermitteln.
XXVI.
Gerhard Fuchs: „Unmöglichkeitssinn“. Zu Günter Eichbergers Texten und Stücken.
Fuchs’ Essay zu Eichberger weckt thematisch mein Interesse. Lol die manuskripte werden von ihm als Ausbrüche aus den literarischen Normierungen in den 60ern beschrieben. Die 60er sind ja auch schon wieder ein bisschen länger her… Mir fällt hier aber auch wieder ein „männliches“ Referenzsystem auf, von wegen „das erinnert mich an den & den“. Auf Seite 140 hat mich der Essay jedoch schon verloren, nutzt zahlreiche komplizierte Begriffe. Was mich catcht ist dann Seite 141 unten, wo es um Eichbergers Theaterstücke geht. Und generell eigentlich ganz nice, dass Eichberger (Neo)Avantgarde ist… Mir ist nur im Nachhinein aufgefallen, dass dieser Restaurantkritikertext dieser Ausgabe von Eichberger ist, huch…
Anmerkung 11: Bei Essays überwiegen klar die AutorEN, wenn wir das Gespräch von Hofmann dazuzählen, auch wenn es nur so semi mit den anderen Essays vergleichbar ist.
XXVII.
Harald Miesbacher: Schwab avant Schwab – Werner Schwabs frühestes Schreiben
Zitate sind im Schwab-Aufsatz aus urheber*innenrechtlichen Gründen geschwärzt, was aber eine poetische Qualität hat und nach was Spannendem, Gefährlichem aussieht. Bei Fußnoten am Textende statt in der Fußzeile der entsprechenden Seite hab ich immer nicht so wirklich Motivation dafür ans Ende zu blättern. Notierenswert ist, dass Miesbacher feststellt, in Schwabs Literaturliste seien „Autorinnen hingegen kaum“ (S. 145) vertreten. Und dass dass Schreiben eines Tagebuchs Werner Schwab als unnötiges „Pubertätsphänomen“ (S. 146) erschien. Stücke von Schwab finde ich in meiner persönlichen Rezeptionserfahrung bisher ganz gut und auch seine Historie interessiert mich.
XXVIII.
Helmut Moysich: Die Stunde zwischen Schwalbe und Fledermaus. Begleitschreiben zu Peter Handke: Zeichnungen
Ein unkritischer Essay zu Peter Handke ist heutzutage wahrscheinlich sehr gewagt, ich finde es aber auch nicht schlecht, sich mal nur auf das vorliegende Buch zu beziehen. Kannst du halt kritisch sehen, kannst du auch nicht. Ich find’s vor allem langweilig. Wie Moysich da Handkes Zeichenstil beschreibt und dessen Naturbezüge etc… Pfffff… Generell auch viele kitschige Beschreibungen, irgh. Auf S. 153 werden an einigen Stellen die Bezüge zu Goethe als bemerkenswert herausgestellt. Ich finde es krass auffällig, wie oft in dieser Zeitschrift glorifizierend auf Shakespeare, Goethe und Schiller referiert wird. Ist nichts, was ein Text unbedingt benötigt. Dann gibt es noch einen längeren Vergleich mit dem Maler Cy Twombly, ok… Kannte den zumindest nicht.
Huuu, das war der letzte Text!!! Jetzt nur noch die Vitae. Ich kann die Namen der Autor*innen nicht gleich überall den Texten zuordnen, an einige Texte kann ich mich jetzt tatsächlich auch gar nicht mehr erinnern. Auffällig ist, dass bei allen halt brav so die Veröffentlichungen aufgezählt sind; es handelt sich mehrheitlich um ältere und etabliertere Schreibende. Meiner Erfahrung nach kein gängiger Ansatz bei Literaturzeitschriften. Bei Kornelia Koepsell springt mir ins Auge, dass sie in den Horen veröffentlichte, dazu gab es ja auch eine Rezension.
Abgedruckt ist noch eine rotahorn-Literaturpreis-Gratulation & dann sind wir wieder auf der Rückseite.
Ob das schade ist oder nicht, können dann immer noch alle am besten für sich entscheiden.
(Zumindest bekommen wir mit diesen manuskripten auch einen ganzen HOCHLEISTUNGS-Gedichtband dazu. Das ist doch schon mal was.)