Das Leben von Wenger ist nicht mehr das was es mal war.
Nachdem seine Schriftsteller Karriere und seine Beziehung zu seiner Ehefrau Patrizia endete, ist er nun auf sich alleine gestellt.
„Print ist tot“
Und was passiert, wenn Männer in ihrer Midlife Crisis alleine gelassen werden, vermittelt dieser Roman von Mareike Fallwickel eindrucksvoll. Wenger, Vater von zwei Kindern Namens Zoey (18) und Spin (16), fällt in ein tiefes Loch aus Selbstmitleid für sich und seine Situation, welches er mit oft zynischen und selbstironischen Sprüchen darstellt.
Diese macht das Buch oft trotz allen Ernstes zu einem durchaus auch sehr, wenn auch finsterem, humorvollen Roman. Immer wieder wird auch aus Zoeys Perspektive erzählt. Sie berichtet äußerst ironisch über den neuen Mann ihrer Mutter, einem veganen Fittnesscoach, dem sie nur ein #Fuckyou zuweist, oder den peinlichen Social Media Versuchen ihrer Mutter #vegan.
Doch da gibt es auch die junge unerfüllte Liebe, sexuelle Übergriffe und die schwierige Beziehung zu ihrem Vater, die Zoey das Leben schwer machen.
„Es ist das beschissenste aller Gefühle, wenn man unbedingt etwas sagen, etwas loswerden möchte und die Angst sich zu entblößen einem gleichzeitig alle Worte aus dem Mund schneidet.”
Dabei findet sie immer wieder Halt bei ihrem Bruder Spin oder in der Fotografie.
„Irgendwo zwischen Wahrnehmung und Kameraauslöser verpufft der Zauber. Manchmal gelingt es mir, ihn einzufangen.“
Das Erwachsenwerden einer jungen, starken Frau, die versucht ihren Weg in Zeiten von #metoo zu finden, in der das Buch auch geschrieben wurde, wird hier gefühlsecht eingefangen. Faszinierend ist, wie es das Buch trotz der Schwere der Themen immer schafft, einem beim Lesen ein Schmunzeln zu entlocken.
Die Briefe, die Wenger im Verlaufe das Romans anonymerweise erhält, erzählen die Geschichte jungen Frau und bringen zusätzlich Spannung in die Geschichte, denn irgendwann findet auch Zoey einen der Briefe und beginnt zu lesen…
„Erinnerst du dich, dass Worte scharf sein können wie ein Messer? Weißt du noch um ihre Macht, um diese Schlingen, die sich auf dich legen, mit Eisenspitzen, die dir die Haut aufbrechen und die Knochen? Ich will eine Schlinge sein, ich will ein Messer sein, in Eisen gegossene Unbarmherzigkeit.“