Es gibt keine Möglichkeit zu überprüfen, wem Bäume wirklich gehören, doch das da vorne, das ist jetzt Frau Jünkes Birke, glaube ich. Zumindest will ich, dass es ihre ist. Wenn jemand einen Aushang, sei es Hinweis, Warnung oder Feiertagsgruß in den Flur hängt, setzt sie mit Bleistift ein einfaches „o.k.“ unter den gedruckten Text. Das o. ist meistens dicker als das k. Sie kichert viel im Treppenhaus. Wenn sie gerade heizt, stört sich das gesamte Haus daran. Dieses Gluckern sei unmöglich, bald stehe das gesamte Haus unter Wasser und oder noch schlimmer. So was wird zwischen den Garagen getuschelt. Nie vor ihr, nur zwischen den Garagen. Man wolle auf die Schornsteinfeger warten und dann subtil petzen, dass der Wasserdruck in der Heizung zu niedrig sei. Ihr ist das egal, ihr sind sie egal, aber nicht die Birke. Neulich wurde ich eingeweiht und nach einem Bohrer gefragt. Für frischen Birkensaft, der sei gut zum Trinken, und für die Haare. Den Eimer hätte sie schon, und den Bohrer bräuchte sie ohnehin erst nachts, nur, um sicher zu gehen. Auch sie weiß nicht, wem die Birke gehört, und sie will keine Straftat begehen, schließlich war sie ja mal Anwältin am Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Wie sähe das denn bitte aus dann. Die Rinde der Rückseite klebt nun jeden Dienstagmorgen.
Text von Marcel Schütte