„Der Sprung“: Eine Frau steht auf dem Dach eines Wohnhauses. Was hat sie dorthin geführt? Warum zögert sie? Was passiert, wenn sie springt? Simone Lappert erzählt in ihrem neuen Roman die Geschichte eines Sprungs, der eine ganze Stadt beschäftigt. Sie wechselt die Perspektiven, lässt Menschen sich gegenseitig berühren, trennt Wege und führt die Lesenden über elf verschieden Schicksale durch drei Tage, die das Leben dieser Menschen verändern. Alle verbunden durch die Frau auf dem Dach. Da ist die Nachbarin, die sich verantwortlich fühlt und die Polizei ruft. Die Frau, der die Wohnung gehört, auf deren Dach die Springende steht. Ihr Freund. Ein Polizist, der versucht die Situation zu verstehen. Die große Schwester, die gerufen wird, um das Schlimmste zu verhindern.
Dargestellt werden außerdem die Reaktionen der einzelnen Bewohner_innen in der, wahrscheinlich fiktiven, Kleinstadt Thalbach auf die Frau auf dem Dach. Journalist_innen stellen sich auf, Kinder zücken ihre Handys, um den Sprung zu filmen, können es kaum abwarten und rufen Dinge wie: „Spring doch endlich, du Pussy! Na los, spring runter!“. Ein Kiosk um die Ecke boomt, weil alle sich Nervennahrung zum zuschauen besorgen. Als der Kioskbesitzer von der Presse dazu befragt wird, antwortet dieser nur: „Na ja, angeblich steht da ja eine, wie soll ich sagen, eine Verrückte auf dem Dach, und das ist natürlich tragisch. Aber was soll man machen, ich versuche, das positiv zu sehen, so einen Umsatz hab ich mein Lebtag nicht gesehen.“ Auch das Restaurant in der Nähe ist gut besucht, weil man von dort aus einen perfekten Blick auf das Dach hat.
Vielleicht soll damit die Sensationslust unserer heutigen Gesellschaft dargestellt werden, ist der Roman doch in gewisser Weise wie eine kleine Gesellschaftsstudie aufgebaut und bildet die Menschen in der Stadt vom Schulkind, über einen Obdachlosen bis zur Bürgermeisterkandidatin ab, die sich nur Sorgen um schlechte Publicity macht. Er zeigt, wie die Menschen miteinander umgehen, nebeneinander her leben, ohne wirklich einen Blick für den Einzelnen/die Einzelne zu haben. Der Roman zeigt zudem, wie das Handeln einer einzigen Person Wellen schlagen kann und willkürlich Menschenleben beeinflusst. Wie zum Bespiel den italienischen Designer, der zunächst eigentlich nichts mit der Kleinstadt am Hut hat, aber durch einen Fernsehbericht über die Springende, auf die Idee für eine neue Kollektion gebracht wird. Das wiederum beeinflusst dann noch mehr andere Menschen in der Erzählung.
Allerdings sind die Charaktere etwas Klischeebeladen; das dicke, kleine Mädchen ohne Freunde. Der werdende Vater, der Angst vor dieser Aufgabe hat, weil er Schuld am Tod eines Jungen hat. Die Karrierefrau im Hosenanzug, die sich schlecht mit ihrer Schwiegermutter versteht, weil sie keine Kinder bekommen möchte. Lappert erzählt zwar durchgehend flüssig, taucht ein in die Köpfe der unterschiedlichen Protagonist_innen und sorgt für eine abwechslungsreiche Erzählung mit gut aufgebauten Plot.
Doch schafft sie es nicht, das durchaus vorhandene Potential ihrer Erzählung voll auszuschöpfen, da die Personen alle insgesamt recht flach bleiben und ihnen so das Besondere, das Unvorhersehbare fehlen, um sie wirklich glaubwürdig zu machen. Vielleicht wäre dies besser gelungen, wenn die Zahl der handelnden Personen geringer gehalten worden wäre. Schnell verliert man den Überblick über all die Namen und Schicksale. Außerdem hätte man so tiefer in die einzelnen Charaktere eintauchen können. Versucht man es darüber hinwegzublicken, erwarten einen angenehm zu lesende Sprache und kurzweilige Einzelschicksale, die einem auch mal zum Nachdenken bringen und immer enger um die eine Frage kreisen: Was hat die Frau auf das Dach geführt?
Eine Frau steht auf dem Dach eines Wohnhauses. Was hat sie dorthin geführt? Warum zögert sie? Was passiert, wenn sie springt? Simone Lappert erzählt in ihrem neuen Roman die Geschichte eines Sprungs, der eine ganze Stadt beschäftigt. Sie wechselt die Perspektiven, lässt Menschen sich gegenseitig berühren, trennt Wege und führt die Lesenden über elf verschieden Schicksale durch drei Tage, die das Leben dieser Menschen verändern. Alle verbunden durch die Frau auf dem Dach. Da ist die Nachbarin, die sich verantwortlich fühlt und die Polizei ruft. Die Frau der die Wohnung gehört, auf deren Dach die Springende steht. Ihr Freund. Ein Polizist, der versucht die Situation zu verstehen. Die große Schwester, die gerufen wird, um das Schlimmste zu verhindern.
Dargestellt werden außerdem die Reaktionen der einzelnen Bewohner_innen in der, wahrscheinlich fiktiven, Kleinstadt Thalbach auf die Frau auf dem Dach. Journalist_innen stellen sich auf, Kinder zücken ihre Handys um den Sprung zu filmen, können es kaum abwarten und rufen Dinge wie: „Spring doch endlich, du Pussy! Na los, spring runter!“. Ein Kiosk um die Ecke boomt, weil alle sich Nervennahrung zum Zuschauen besorgen. Als der Kioskbesitzer von der Presse dazu befragt wird, antwortet dieser nur: „Na ja, angeblich steht da ja eine, wie soll ich sagen, eine Verrückte auf dem Dach, und das ist natürlich tragisch. Aber was soll man machen, ich versuche das positiv zu sehen, so einen Umsatz hab ich mein Lebtag nicht gesehen.“ Auch das Restaurant in der Nähe ist gut besucht, weil man von dort aus einen perfekten Blick auf das Dach hat.
Vielleicht soll damit die Sensationslust unserer heutigen Gesellschaft dargestellt werden, ist der Roman doch in gewisser Weise wie eine kleine Gesellschaftsstudie aufgebaut und bildet die Menschen in der Stadt vom Schulkind, über einen Obdachlosen bis zur Bürgermeisterkandidatin ab, die sich nur Sorgen um schlechte Publicity macht. Er zeigt, wie die Menschen miteinander umgehen, nebeneinander her leben, ohne wirklich einen Blick für den Einzelnen/die Einzelne zu haben. Der Roman zeigt zudem, wie das Handeln einer einzigen Person Wellen schlagen kann und willkürlich Menschenleben beeinflusst. Wie zum Bespiel den italienischen Designer, der zunächst eigentlich nichts mit der Kleinstadt am Hut hat, aber durch einen Fernsehbericht über die Springende, auf die Idee für eine neue Kollektion gebracht wird. Das wiederum beeinflusst dann noch mehr andere Menschen in der Erzählung.
Allerdings sind die Charaktere etwas Klischeebeladen; das dicke, kleine Mädchen ohne Freunde. Der werdende Vater, der Angst vor dieser Aufgabe hat, weil er Schuld am Tod eines Jungen hat. Die Karrierefrau im Hosenanzug, die sich schlecht mit ihrer Schwiegermutter versteht, weil sie keine Kinder bekommen möchte. Lappert erzählt zwar durchgehend flüssig, taucht ein in die Köpfe der unterschiedlichen Protagonist_innen und sorgt für eine abwechslungsreiche Erzählung mit gut aufgebauten Plot. Doch schafft sie es nicht, das durchaus vorhandene Potential ihrer Erzählung voll auszuschöpfen, da die Personen alle insgesamt recht flach bleiben und ihnen so das Besondere, das Unvorhersehbare fehlen, um sie wirklich glaubwürdig zu machen.
Vielleicht wäre dies besser gelungen, wenn die Zahl der handelnden Personen geringer gehalten worden wäre. Schnell verliert man den Überblick über all die Namen und Schicksale. Außerdem hätte man so tiefer in die einzelnen Charaktere eintauchen können. Versucht man es darüber hinwegzublicken, erwarten einen angenehm zu lesende Sprache und kurzweilige Einzelschicksale, die einem auch mal zum Nachdenken bringen und immer enger um die eine Frage kreisen: Was hat die Frau auf das Dach geführt?
(Eine weitere Perspektive auf das Buch gibt dieser Beitrag)