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Gelenke des Lichts

  • 18. März 2020
  • Regina Muth
Gelenke des Lichts
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Roman von Emanuel Maeß

Hier Emanuel, setz dich doch mal bitte, das rote Sofa, ja. Tut mir leid, aber das mit dem Roman, das geht so wirklich gar nicht klar. Ich versteh’, dass du stolz bist, daste Literatur und Politologie studiert hast, dein Buch Gelenke des Lichts auf der Longlist des deutschen Buchpreises war und den Mara-Cassens-Preis 2019 erhalten hat. Du. Dafür. Aber, was einen da gleich auf den ersten Seite erwartet:

Seine Kreise um unseren Heimatplaneten waren nicht sonderlich anspruchsvoller als meine Kreise um Dich, nur sah er dabei nicht nur besser aus, sondern besaß, anders als ich, neben seinem charismatischen und magischen auch magnetische Fähigkeiten, die hier unten die Gezeiten anschoben, die Erdachse in einer für alle Beteiligten günstigen Neigung, sogar die Menstruation in halbwegs verlässlichen Zyklen hielten. Ich wünschte, ich hätte einfach mehr aus mir gemacht.

– Ja.

Wünschtest du jetzt, du hättest mehr aus dir gemacht, oder wünschtest du, du könntest die Menstruation in Zyklen halten und Angelika?

Der Ich–Erzähler, aka Emanuel, sitzt nachts auf einer Bank. Die für den Mond Angebetete, ange – jaulte, hieß vielleicht nicht genau Angelika. Style alte Schule, ich bewundere sie so, die Romantiker! Möchte in ihre Gesamtausgaben ziehen, yapada.

Hätte mein Selbst zerfleddern können in 1000 Arm-Seligkeiten, und mir auf dem Nachhauseweg sukzessive selbst abhanden kam – sowas liest du in dem Roman, ob du willst oder nicht. Und: soweit war ich leider noch nicht, als ich am Fluss saß, wie Heidegger.

Dass ich den Fluss seiner eigenen Quelle zu treiben sah.
Style. Ya. Romantiker und große Geister.
Damit quatsche ich dir dein Ohr ab, wenn ich schon kein Auge hab.
Für mich, für dich, für sonst nichts.
Deswegen schreibe ich ja, Stipendium in Cambridge, die Welt entziffern Chiffrenschrift, hab’
ich so einem Interview gesagt
yapada.

Jedenfalls:
ein Stipendium zwar nicht, wie dein Ich-Erzähler in Cambridge, aber zum Verfassen deines Romans erhalten hast.

Kannste stolz sein, biste.
Sagst du auch im Interview, bist du stolz, bist du froh, den Roman aus dem Weg zu haben. Aber jetzt liegt er halt hier in meinem rum, und ich soll eine Rezension drüber schreiben. Bin ich nicht froh.
Bin ich nicht froh, Emanuel.
Something in the way und so.
Es ist was im Weg, dass der Roman nicht gut ist, sondern zähflüssig und klebrig.
Im Weg ist.
Klebt, mit seinem sein wollen und doch nicht ist, klebt.
Im Weg klebt, im Magen, auf der Seele, im Nichts.
Emanuel, du musst diese klebrigen Seiten aus dir fleddern, oder bitte aufhören zuschreiben!
– Ja, wie? Jetzt gehst Du oder was? – Nur, weil Dir mal jemand ehrlich die Meinung sagt.
Tschau, Emanuel! Tschau.

– Something in the way, schön und gut, aber so interessiert das keinen!
Was eigentlich?
Dass Angelika von klein auf ein Mädchen in Emanuels Kopf ist, irgendwann mit neun hat er sie zuerst kennengelernt, an irgendeinem Ostseestrand, kurz vor dem Mauerfall.
Jetzt ist sie halt da in seinem Kopf, du erfährst, ob du willst oder nicht, Emanuel liebt die alte Romantik, die Romantiker, Goethe und so, Style ya! Goethe, Heidegger, das war was. Deswegen quatscht Dir Emanuel jetzt ein Ohr ab, dass er da sitzt, in der Nacht auf der Bank und den Mond an – jault, wegen Angelika.
Er tut das leider sehr ungelenk, und du glaubst ihm nicht, du willst es irgendwie nicht mehr hören, ob Angelika jetzt seine Liebe war.


Style, Romantiker. Emanuel erzählt dir, er war leider noch nicht so weit wie Goethe, aber das siehst du ja selbst, in jedem Wort, ya!
Neben Angelika erfährst du, dass Emanuel gelebt hat, irgendwo auf dem Land, dass sein Vater Pfarrer war. Bzw. der des Ich-Erzählers.
Pfarrer, ya, aber, dass Emanuel jetzt an Goethe glaubt, und der Vater in der Ferne nur den Nebelstreif sieht. Ya.

Im Klappentext heißt es: Seine Suche führt aus der Mitte der Welt, Urspring an der Werra, – den Ort und Weltmittelpunkt gibt es nicht, was nicht das Problem ist – an sich – einer tief in der Vergangenheit liegenden Provinzidylle im Schatten des eisernen Vorhangs, in Brückenorte des Wissens und Weltstädte der Weisheit. Götter, Geister und Dämonen melden sich zu Wort, als der postmoderne Studienbetrieb entscheidende Fragen offenlässt. Kommen sie zu spät? Am Ende bleiben nur die Liebe, der Sprung und die Gelenke des Lichts.

– Der einzige „Sprung“, den ich im Buch fand, war auf Seite 87 und okay, letzte Seite, als er über eine kleine Gletscherspalte springt
Bald war ich mittendrin, hielt vorübergehend sogar ein Transparent gegen Leistungsterror hoch und sprang damit für eine begeisterte junge Ethnologin ein, die einmal austreten musste.

Emanuel – falls du mich irgendwo noch hören kannst: Hier muss einiges mal austreten und springen – aber nicht aufs Klo, und nicht aus Gelenken heraus, indem du wieder in neue springst und andere damit zu singst.

Wenn man das Gesang nennen will, dieses konstruierte Gezeter und Gejammer – ein „sozusagen“ Roman, in dem der Mond – ein rotierender, Silber tragender, Unfallschaden von vor viereinhalb Milliarden Jahren und die Sonne mit ihrem aufgesetzten Selbstbewusstsein darüber hinweg strahlt, dass sie Hilfe braucht.

Emanuel, nur weil du dein verkorkstes? ungelenkes? mit sich nicht ganz zufriedenes Selbst oder Nicht-Selbst in „die Natur“ projizierst, durch Gelenke ge- oder zerquetscht aufoktroyierst, bist du kein Romantiker, nicht mal „Goethes Nacheiferer“ im Ansatz – sondern –

DU bist die Sonne, mit dem aufgesetzten Selbstbewusstsein, du verblendest dich selbst, eine Sonne, die SO nicht scheint.

Und andere blendet, aber nicht mit wahrhaftem Strahlen. Eher vor Fremdscham – Peinlichkeit, Ohr – Sabbel – Blutigkeit.

Sunshine, bloody, sunshine.

Dann studiert Emanuel, bzw. sein ich, das sich abhanden gekommen ist.
Oder auch nicht, jedenfalls die Gelenke, die brauchst du nicht, die willst du nicht. Ich nicht. Tschüss

Gelenke des Lichts erschien im Wallstein Verlag

Bild mit freundlicher Genehmigung von Regina Muth | Pfeil und Bogen
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