Die Fantastische Konferenz

Böse Bücher und grüne Sonnen

Vom Weltenbauen in der (fantastischen) Literatur

Guten Morgen! Und herzlich willkommen zu meiner Lecture Performance. Ich werde versuchen, Euch einen Einblick in die literaturwissenschaftliche Forschung zum Weltenbauen zu geben.

Legen wir gleich los.
Ich setzte mich hin. Mit Laptop, Notizbuch, Büchern und Bleistiften. Arbeite ein paar Momente still vor mich hin. Blätternd. Kritzelnd. Tippend. Ab und zu zerknülle ich ein Blatt Papier und schmeisse es weg.
Ich stehe auf.

Nein. So geht das nicht. Beim Zuschauen, wie jemand schreibt, findet man gar nichts über das Weltenbauen in der Literatur heraus. Bei Malerinnen, Bildhauern, meinetwegen auch bei Komponistinnen, die auf dem Klavier herumklimpern, bekommt man einiges von der Entstehung eines Werkes mit. Doch beim Schreiben? Vielleicht denke ich mir gerade einen lebensgefährlichen Kampf mit einem Drachen aus, doch weder ich noch die schwarzen Buchstaben sehen auch nur annähernd so aufregend aus wie das, was sich in meinem Kopf abspielt, geschweige denn das, was Ihr beim Lesen erlebt.

Denn das ist das Geheimnis des Lesens: Alles passiert in Euren Köpfen.

Und doch würde es ohne Buch, ohne Buchstaben niemals passieren.

Also passiert es doch irgendwie auch im Buch drin.

Dieses rätselhafte Geschehen beim Lesen beschäftigt Autoren und Wissenschaftlerinnen schon seit es Bücher gibt. Ist es Magie, wenn unser Gehirn Bilder produziert, unser Herz wild zu klopfen beginnt vor Spannung, wir in Tränen ausbrechen – während unsere Augen über schwarze Zeichen auf weissem Hintergrund gleiten?

Bild mit freundlicher Genehmigung von Fantastische Konferenz