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Metropolis.

  • 12. Februar 2018
  • Hannah Tatjes
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Straßen voller schleichender Schatten präsentieren sich im allgegenwärtigem Neonlicht. Riesen an jeder Seite, dazwischen Schluchten, die laut und nicht betretbar sind. In den Schluchten grenzt ein Geschäft an das andere in nicht endender Entfernung. Absurd wird abgewogen zwischen der beruhigenden Konstanz dessen, was schon immer hier gewesen ist und dem, was gierig schreiend immer neu gemacht wird. Verdreckter Bürgersteig, pulsierende Leuchten, scheinbarer Glanz. Alles ist eingetaucht in eine Nichtfarbe. Diese Nichtfarbe scheint alles zu bestimmen und wird nur durch die überall vorhandenen Werbereklamen, Straßenlichter, und Ladenschilder durchbrochen. Die wirklich vorhanden Gegenstände und Gebäude kommen nicht mehr zum Vorschein. Sie scheinen Teil einer  Kulisse, die nicht gebraucht wird. Die umher eilenden Fußgänger scheinen ebenso in Nichtfarbe und Kulisse zu verschwimmen. Überall befindet sich nichtssagende Werben für oberflächliche Beschäftigung mit einer Forderung nach realitätsnaher Bildtreue zu dem, was dargestellt ist. In allem steckt in jeder Faser nur ein Ausdruck der vollkommenen Befriedigung. Es scheint jedoch eher der Wunsch nach einer anderen Art von Wahrheit zu sein, die man selbst nicht mehr versteht, nicht mehr greifen kann und nicht mehr entwirren kann, mit der kollektiven Wirklichkeitserfahrung, die zu jeder Sekunde auf einen einhämmert. In allem wirkt der Wunsch des ganz Großen, auch wenn es für manche nur das Gegenteil verkörpert.

Alles funktioniert nach Mustern, Rastern, Takten. Massen bewegen sich in vorgegebenen Linien, durch Schluchten, vorbei an himmelhohen Klötzen, Geschäften, den Blick niemals abwendend aus dieser wiegenden Sicherheit. Jede Bewegung dabei zutiefst verinnerlicht in einer unterdrückenden Einigkeit, gestapelt in immer gleicher Ein-und Ausrichtung, sich selbst wiederfindend an den immer gleichen Orten. Eine ewig stattfindende Wiederholung von halb realen Bildern. Die Nichtfarbe trägt dazu bei. Leben findet meist in Dunkelheit statt und Tage ziehen sich in Länge, werden zäh und zäher. Dazwischen das umherwandern dieser schleichenden Schatten, die sich wie Figuren in einem Spiel bewegen, ohne jemals voranzukommen. Diese Bewegungen nehmen Kreise an, die schwindelerregende Rotation erlangen. Die Bewohner dieser Stadt schauen in Spiegel ohne selbstreflektierendes Licht. Blicke weichen dem eigenen Selbstbild aus, eher ist es ein verwirrtes Betrachten der eigenen Substanz. Und doch halten diese Blicke lange an, geschehen bei jeder Gelegenheit, ohne zu erkennen. Dazwischen diejenigen, die sich in dieser Wirklichkeitserfahrung ihre eigene geschaffen haben, die beinahe herausgeschrien wird. Die Stehengebliebenen sind in allem Massenrauschen. Und sich genau darin verlierend, ohne Anschluss und Antwort.

Gleich neben der Bahnhofsbrücke findet dieser irrationale Wunsch der Expressivität statt. Man könnte es kaum als Band bezeichnen. Vielmehr ist es angehäufter Wahnsinn. Genau dies mag ansteckend sein. Nicht einmal verheimlichend, sondern gerne vorführend, entleeren vermeintlich Gescheiterte ihre Blasen an Hauswänden. Die Höhe des Konsums von Linderungsmitteln in Relation zum Ausmaß des Schmerzes, zum Ausmaß der Zerstreuung. Überall maskenhaft gute Laune. Ganz egal woher sie kommen, wohin sie gehen. Allgemein vorgeführte Körperfunktionen sollten kein soziales Ausschlusskriterium sein. Eher ist es fast sympathisch, wenn es nur gleich geteilt wäre. Wegen all der ekstatischen Sympathie verharren vorbeiziehende Menschengruppen, gruppieren sich mit dem Haufen Wahnsinn zu einem Partypulk. Alles daneben rauscht. Maschinen rasen vorbei an dieser Insel der kurzzeitig ruhenden Masse, die in diesem Moment auf jeden Fall vermeiden möchte, mit Maschinen in Verbindung gebracht zu werden. Man schweigt und schaut. Es dröhnt vor Verleugnung. Es dröhnt vor vermeintlicher Koexistenz, vor vermeintlicher Verbindung. Lichter tanzen über den Köpfen der Menschen. Sie signalisieren stumm all das möglich Wachsende, ohne es zu bemerken. Sie bemerken nicht die allseits vorhandene Möglichkeit. Denn außerhalb dieser ruhenden Insel laufen lichtmarkierte Schatten. Rastlos rennend, zitternd, mit aufgerissenen Augen, vor Spaß und Befriedigung erbrechend. Konsuminduzierter Smalltalk, wenn überhaupt. Man redet, um möglichst jede Sekunde der gefährlich reflektierenden Stille zu vermeiden. Um all das auszumerzen, was Raum lassen würde für ihre eigentlichen Gedanken. All das ausmerzen, was dazu führen könnte, das zu sagen, was sie eigentlich zerreißt.

Bild mit freundlicher Genehmigung von Hannah Tatjes
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