In der Höhle lehne ich an Türmen, Säulen, Masten. Der Widerton klirrt unter der Haut. Eine diebisch alte Stimme, ein hartes Geklirr, das sich verselbständigt. Nah und hart kratzt mir das ein schepperndes Räuspern aus der Haut. Klebrig löst sich das in sich selbst auf, in meine murale Drosselkehle, in den warmen leeren Schlund und ein grauer weißer Pflasterrest bleibt in den Beugen. In jeder Hirnecke steh ich mit Flicken und Flecken, gestaffelter Dreck als hautgespannte Tarnung. Meine Festung steht in großer Stille, blankgeputzt und in Wellen verschleiernd, was wir leise in Bewegung sehn.
Was geht hier vor sich, was geht da raus, in jedem Atemschritt, was ist da außer sich, von mir und jeglichem Gefiepe und arrangierten Fesseln auf heller Haut und in dem Fieberschnee, mit dem die Geräte das jetzt auch noch stiemig bebildern, auf den Fersen angerauhter Träume, den Schauderscreens und Plexihüten, dem hohlen Pressen aus den Lungennarben. Gesicht ist jetzt, was schwarz, was hohl oder schmiergefüllt uns um die Ohren fliegt. Ein alter Klagetext, ein Aufguss mit Blüten und Wurzeln, dick aufgetragen und ganz glatt gerieben.
Die Grenzhaut wird zum Innenraum. Wir atmen durch Tapetentüren. Das Haut-Ich will Zusammenhalt. An seinem Grat zerfließt, was die Kleider zusammenhält. Was hält die größere Angst, die Stützen nicht mehr kennt? Wo kein Kern die Selbstrinde hält? Ein gereiztes Sieb, das seinen Mangel kennt, kein Panzer, nicht mal weich ist das Leder und schmiegt sich als Schutz. Vielmehr wird es beraubt und zugleich wird ihm gegeben.
Was als Individualität geschützt wird, zeigt sich als durchlässige Membran. Wem Zutritt gestattet oder verwehrt wird, entscheidet sich an Glätte und Reibung zwischen diesen Haut-Ichs. Was entspricht dem anderen? Was sind die Fragen und Antworten, was die Resonanzen? Daraus resultieren die sich immer wieder erneuernde Lust und die Spuren, die wir speichern, ritzen und versiegeln, pflegen und gravieren.
Wir haben beschlossen, uns zu trennen. Also rücken wir ihre Sachen in die eine Ecke des Raumes, meine Sachen in die andere. Dinge, die wir beide besitzen, stellen wir auf die Grenze. Das Bett bauen wir auseinander. Wir spannen ein Netz quer durch den Raum, damit wir uns nicht mehr in die Quere kommen. Jede sitzt nun in ihrem Teil und verbringt den Tag mit dem, was eben anfällt. Wir wissen ja, was anfällt, wir kennen unsere Tage, jeder Handgriff ist uns vertraut.
Aber nun ist die Abmachung getroffen. Wir haben keinen Zutritt mehr. Stattdessen schreiben wir jede an ihrem Tisch, schlafen wir jede in ihrem Bett, gehen wir hin und her und hören unsere Schritte. Durch die Löcher im Netz sehen wir uns ständig, aber das macht die Entscheidung nur umso triftiger. Gelegentlich fahren wir uns probeweise über die Arme und die Gesichter, ob man Spuren spürt, wo die Häute auseinandergerissen wurden, aber alles ist glatt und eben.
wo ist die mitte in 1 höhle
Ich habe Häfen gebaut und verlassen. Jetzt will ich eine Höhle:
Will Winterschlaf, will Moos, will Sternenblick, will nicht lüften (müssen). Der Staub wird sich nirgends mehr sammeln, wenn es keine Ecken mehr gibt. Vielleicht wird eine Motte in der Kehle lustig flattern. (um mich zu erinnern, dass ich die ganze Zeit ein bisschen sterbe.)
Die Fledermäuse werden immer schneller sein als ich und nie vergessen, abzuhängen: Ich werde mir ein Beispiel an ihnen nehmen. Ich werde mich in einem Schafsfell verstecken: Niemand wird wissen, wer ich früher war. Nur ich werde meinen Körper betrachten und wenn der Wind meine Brustwarzen aufstehen lässt, dann werde ich an damals denken.
Eine Höhle ohne Tür, die sich aufbrechen ließe: Ich werde aufgegeben haben, mich abzusichern, wer wirklich für immer alles zerstören will, den hindert kein Schloss, kein Metall, kein Eisengeschmack auf den Lippen.
Will eine Höhle in Kreisform. Wo ist die Mitte von schrägen Wänden: Vielleicht wie bei mir. Nicht zu finden. Was bleibt: Etwas Farbe. Und ein paar Worte:
ein baum (ein stein) zu ermessen wie groß wie klein das leben als mensch.