So wird aus Guten Morgen und Guten Abend ein Hallo Brigitte, wie geht’s denn den Kindern? Oder ein Ursula! Dass wir uns auch immer verpassen. Ratschläge, Geschichten und Klatsch im Rhythmus des Piepsens; abgebrochen von hastigen Erklärungen, wie: Du, meld dich mal wieder bei mir, oder dem ungeduldigen Schnauben des nächsten Kunden, lauernd auf die Gelegenheit, ebenfalls die besten Grüße an Ihren Mann auszurichten.
Nur … seit Kurzem besucht diese Frau den Supermarkt. Ihr Mantel und die geblichenen Wangen schmecken nach Stadt, etwas, das Gerta nicht stören würde – schließlich hatte es gerade in den letzten Jahren einen erstarkten Zuzug gegeben, Gelegenheit, die verrosteten Brauchen Sie den Bon? wieder auszupacken – hätte diese Frau nicht eine Angewohnheit: Sie wartet.
Während Gerta sich Brigittes Ausschweifungen über die Verfliesung des neuen Pools anhört, steht diese Frau da, die Lebensmittel am Band: Ihr Blick hängt nicht paranoid an den eigenen Einkäufen, sondern verfolgt mit ungebrochener Aufmerksamkeit die Unterhaltung. Im Hintergrund piept der Scanner mit jedem Schwung von Gertas Arm, ohne dem Wortschwall Brigittes Einhalt gebieten zu können, zugleich gelingt es Gerta nicht, den seltsam offenen Augen zwei Schritte weiter zu widerstehen.
Etwas knarzt. Vor Gerta liegt der Karton. Darin zerbrochene Eier.
„Kann ich Ihnen helfen?“ –
„Nein, nein. Ich mach das schon, ich …?“
Sie hätte nicht erwartet, von dieser Person angesprochen zu werden. Jetzt wird Gerta erst mal nach hinten gehen, einen Fetzen holen, um aufzuwischen, und unter vielfacher Entschuldigung Brigitte eine neue Packung, aufs Haus, anbieten. Für die Unannehmlichkeiten. Gerta wird die Frau anschweigen, obwohl sie Gerta beim Namen anspricht. Guten Abend. Auf Wiedersehn.
Sie wird ihre Gelegenheit verpassen.
Verwaltung. Sagt Georg. Ist die Zukunft.
Man hatte ihn versetzt, von der direkten Betriebsaufsicht hin zur Abteilung für „Counceling and Public Affairs“, mit Haralds Unterstützung, nicht zu vergessen, seiner übermäßigen Leistungskapazität. Abends kam er später nach Hause, wegen der Fort- und Weiterbildungskurse, die er im „Center of Consulting“, einer wachsenden Nebensektion Dawns, besuchte. Dann sprühten seine Augen und Georg konnte sich vor Begeisterung kaum halten.