„Diese Krankheit ist so ein beschissenes Gefängnis! Ich will Dich umarmen.“
Rachael Lippincott, Mikki Daughtry, Tobias Iaconis in “Drei Schritte zu dir“
Im Grunde genommen beschreibt dieses Zitat den Hauptkonflikt im Buch „Drei Schritte zu Dir“, geschrieben von Rachael Lippincott, Micki Daughtry und Tobias Iaconis.
Die Geschichte handelt von Stella und Will, die beide unheilbar an Mukoviszidose erkrankt sind. Sie ist die brave Mustertochter, die sich aus Sorge um ihre Eltern penibel an ihren Behandlungsplan hält; Er ist der Sohn einer wohlhabenden Mutter, der die Maschinen in den vielen Krankenhäusern, die ihn seit Jahren am Leben halten, leid ist und ausbrechen möchte, um die Welt zu sehen. Im Saint Grace Hospital treffen sie in ihren verschiedenen Welten aufeinander und kämpfen schon bald im Team gegen den gemeinsamen Feind. Ihre Krankheit verbietet ihnen dabei jeglichen körperlichen Kontakt und schließlich wird das Abstand halten von mindestens drei Schritten durch die wachsende emotionale Nähe schier unmöglich.
Der Schreibstil ist verständlich und das Buch lässt sich mühelos lesen. Es wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, allerdings beschränken sich die Autorinnen hierbei auf Stella und Will. Die perspektivischen Übergänge sind fließend und es wird linear erzählt. Das Buch hält keine Offenbarungen bereit und die Handlung ist relativ vorhersehbar. Sie ist thematisch irgendwo zwischen „Twilight“ und „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ mit einem Hauch von „Die Brüder Löwenherz“. Die Autorinnen bedienen sich etlicher Stereotype, dem schwulen besten Freund der Protagonistin und dem elterlichen Scheidungsdrama inklusive.
Dennoch ist positiv anzumerken, dass der direkte Blick in die Gedanken- und Gefühlswelten von Stella und Will es den Lesenden ermöglicht, eine Art Verbindung zu den Beiden aufzubauen und sich so mitten im Geschehen zu befinden. Darüber hinaus gibt das Buch dem Lesenden auf verständliche, emotionale Art und Weise einen Einblick in das Krankheitsbild von Mukoviszidose.
Auch wenn sich ein Grippevirus in den meisten Fällen nicht mit den Auswirkungen einer chronischen Lungenkrankheit vergleichen lässt, so spricht die Story doch die Themen an, mit denen durch die Corona-Pandemie aktuell viele Menschen zu kämpfen haben: Die physische Distanz zu den Liebsten und die gerade zu magischen Kräfte menschlicher Berührung, die oftmals erst wertgeschätzt werden, wenn sie einem plötzlich verwehrt bleiben.