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Dialog im Populismus
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DIALOG – eine Montage

  • 27. März 2018
  • Paul von Boetticher
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A: Der Dialog ist komplex, kontextabhängig und veränderlich.

C: Ich glaube an das Streiten und an den Dialog. Auch wenn ich glaube, dass „der Dialog“ als solcher nervtötend sein kann und es sicher einfacher ist, sich ihm zu entziehen und ihn zu ignorieren. Vorangestellt sei, dass es hier in aller erster Linie darum geht, dass ich mich besser gefühlt habe, weil ich meine Meinung zum Ausdruck gebracht habe, als schweigend etwas über mich ergehen zu lassen. Das ist für mich auch das dahinterstehende Ziel: ein Plädoyer für Selbstbefriedigung durch Meinung.

A: „Dialog“ und „Rechtspopulismus“ sind Schlagwörter, die im Zusammenhang für Missverständnisse sorgen können. Es geht nicht darum, ob und wie mit rechtspopulistischen Parteien und deren Mitgliedern umgegangen werden soll, sondern vielmehr wie im Alltag auf Menschen, die zu ähnlichen Positionen neigen, reagiert werden kann.

C: „Die Hütte“ ist eine Kneipe in der Hildesheimer Nordstadt. Ein paar Tage nach der Bundestagswahl hat es mich dorthin verschlagen. Das Setting klingt wie aus einem schlechten Witz. Ein Nichtwähler aus Überzeugung, ein Grün-Wähler, ein AfD-Wähler und die Barfrau sitzen am Tresen und sprechen über Politik. Zu viele Flüchtlinge kommen nach Deutschland und die „Ehe für alle“ ist nicht richtig, denn „die sollen machen, was sie wollen, aber nicht mit unserer Ehe“. Alle sind sich einig. Keine Pointe.

B: Populismus, den es links wie rechts gerichtet gibt, ist also eine politische Strategie, in der mit einfachen und meist nicht einzuhaltenden Lösungen, Probleme angesprochen werden, die angeblich das Volk, das sind „wir hier unten“, betreffen und die von „denen da oben“, das ist: die Regierung, das Establishment, ignoriert werden. Dazu kommt in der rechts gerichteten Variante noch die Spaltung von „uns“, das sind wir weißen Deutsche, zu „denen“, das sind die, die anders aussehen. Ob ich denen, das sind jetzt wieder die anderen, einen Gefallen damit tu, dass ich das so schreibe, wie ich es schreibe, steht zur Diskussion oder: darüber könnte ein Dialog geführt werden. Wenn ich nur von mir und denen schreibe, weiß ich selbst irgendwann nicht mehr, wer die sind und das macht es dann auch einfacher, etwas gegen die zu haben. Und außerdem: „Alle Versuche, das Phänomen des Populismus auf den Begriff zu bringen, haben immer wieder gezeigt, dass es zu komplex, kontextabhängig und veränderlich ist, um in knappen Definitionen erfasst werden zu können“1

A: Dialog ist eine Wechselrede zwischen zwei oder mehreren Personen. Streit ist das gleiche in aufgebracht. Wenn für das Streiten plädiert wird, wird sich für das aufgebrachte, hitzige Auseinandersetzen mit der Rede des oder der Anderen ausgesprochen.

C: Wenn ich nachts in einer Kneipe zu einer Gruppe dazu stoße, die aus meiner Sicht „problematische Dinge“ sagt, so fällt es mir leicht, ihnen zu widersprechen und klar meine Meinung auszudrücken. Gleichzeitig schließe ich schnell damit ab, sobald ich die Kneipe verlasse und die Menschen wahrscheinlich nicht wieder sehe. Der Faktor ist also vor allem die persönliche Distanz. Wenn eine solche Distanz wegfällt und Verwandte, Bekannte oder Freunde von „Flüchtlingswellen“, „ISIS-Bärten“ und „den Marokkanern am Bahnhof“ erzählen, ist es nicht einfach so unbeschwert zu reagieren. Einerseits werde ich den Personen wieder begegnen, andererseits könnte aus der Wechselrede ein Streit hervorgehen, sodass das Vertragen zwischen dem Rückgang von Streit zu Dialog stünde. Wenn also aus der Nordstadt-Kneipe ein Sterne-Restaurant wird, aus den Unbekannten Verwandte und mir „Überheblichkeit“ vorgeworfen wird, weil ich das Wort „Flüchtlingswelle“ als falsch und populistisch bezeichne, dann ist der Dialog schwerer zu führen. Das Ausweichen meines Gegenübers darauf, meine Einordnung als „überheblich“ zu bezeichnen hatte mich stutzig gemacht und wiederum nach einer Einordnung verlangt.

A: Vielleicht ist es ein Zeichen von Unsicherheit dem eigenen Standpunkt gegenüber. So könnte die Strategie den Inhalt der Aussagen des Gegenübers durch das Thematisieren des Gesprächsverhaltens zu entkräften als das Ende des Dialogs und Anfang des Populismus bezeichnet werden.


1. (Meyer, Thomas (2006): Populismus und Medien, in: Decker, Frank (Hrsg.): Populismus in Europa – Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv? Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 81).

 

Bild mit freundlicher Genehmigung von Paul von Boetticher | Pfeil und Bogen
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