Wenn es drinnen wie draußen gleich warm ist, wenn es kein drinnen und draußen gibt.
In der Souterrain-Höhle ist der Garten der schönste Trost.
Pollen glimmen im Sonnenlicht, der fette Apfelbaum, mit seinem obszönen Wurzelwerk, hat das steinige Fundament in unterirdische Trümmer verwandelt.
Weiße Blüten platzen aus allen Poren, dass die eingrenzenden Mauern dahinter verschwunden sind.
Auch die, hinter denen Angestellte sitzen, das ist sonst das Schlimmste am Winter, wenn kein Blatt mehr den gebenden Alltag verdeckt. Und es macht dort nie einer das Licht aus.
Marginales Trappeln in der Küche, es könnte auch der Heizkörper sein.
Es ist doch seltsam und wir stehen uns an, bloß ohne Nacktheit.
Sie gehört den Nachbarn von schräg links oben.
Hin und wieder kommt sie frontal über das wackelig angelehnte Brett in den Garten und pirscht entlang der Steinmauer, selten quer über die Wiese.
Wegen der toten Maus im Übertopf wuchs das Basilikum wieder kräftig und leuchtend grün, solange, bis irgendwann nur noch ein winziges Skelett im braunen Regenwasser war.
Das kleine Katzengesicht, an der rechten Seite etwas eingedetscht.
Deshalb sieht es so aus, als hätte sie nur ein Auge, aber wenn man ihr aus dem richtigen Winkel in die Augenhöhle schaut, blickt einen ein silbrig milchiges Zweites an.
Das Ohr auf der gleichen Seite ist zerknittert, zusammengekümmert, wie ein zerknülltes Stück Papier.
Aus dem Mäulchen kommt ein leises Krächzen. Krächzend existierend in der Glastür.
Oma Ellen hat immer etwas für die Katzen da und auch ein wildes Reh hat ihr mal aus der Hand gefressen. Es gibt auch Dänische Vanillesoße für die Kinder aus der Nachbarschaft.
So sichert man sich regelmäßigen Besuch.
Es ist leider nichts da, was Katzen mögen, aber der Schoß ist trotzdem bequem ausgereicht.
Die Finger durchpflügen das Fell, bis am unteren Rückenwirbel lose Haarbüschel hängen.
Im Türrahmen stapeln sich, dem Garten zugewandt, Sessel, ich, Katze, bis es Abend wird.
Leicht eigenständig lässt sich der Sack mit hilflosen Gliedern nach ganz draußen setzen.
Ein Auge blickt pfeilgerade durch die verschlossene Glastür.
Ach, schon wieder. Zu zweit braucht man keine Namen.
Die Wurst immer in kleine Müffelchen trennen, damit sie ins Mäulchen gehen.
Auf kleinen säbligen Krallen erkundet sie die Wohnung, die verhaken sich, wie kleine Dornen, dauernd.
Alles ist katzenförmig, überall passt Katze rein.
Katzen haben einen eigenen Drang zur Suffizienz.
Bohrend bohrt sich das Tier in die Wohnung und kann mit allem mehr anfangen.
Das Fensterbrett hinter dem Vorhang, ein Spalt zwischen Bett und Wand.
Am Holz reibt sich ein dunkler Fleck ab, weibliches Katzen-Ejakulat ist das.
Nicht nur das Krächzen, der Atem generell erzeugt Wiederstand. Das Atmen wird zur Vorankündigung des Besuchs. Trappelnd und Keuchend hört man sie schon von Weitem.
Als Andenken zeichnen feine Härchen die irrigen Wege nach.
Kreisend auf dem Boden, etwas bewegt sich selbstständig.
An einem weiteren Tag, auf dem Weg nachhause, huscht es zwischen den Tonnen. Es gibt ein Leben hinter den Mauern, ein Unabhängiges. Eins, das zurückschreckt vor Berührung. Die Familie Katze betreibt ein Geschäft für Gravuren auf Pokalen. Es leben dort noch eine andere und ein Hund und schmutzige Frauenwitze für die gelben Sommerabende.
Sie wissen nichts von den zähligen Verabredungen, obwohl es manchmal ganze Tage waren.
Gerade ist es nachts und Zeit, das Licht auszumachen, da kommen reißende Geräusche aus dem Garten. Hinter den schwarzen Apfelbaum flitzt ein geschecktes, brockiges Ding.
Die beiden haben wohl gekämpft, das war das schrille Kreischen.
Und dann ist sie durch das Eisengitter gerutscht und hockt jetzt jammernd zwischen trockenem Laub und Zigarettenstummeln.
Auf dem Steinboden ein dünnflatschiger Angstschiss.
Es ist zu schwer, das Gitter anzuheben und deswegen muss die Vereinspreise-Familie vorbeikommen und helfen.
Große pelzige Hände retten sie aus der Grube, da ruht sie teilnahmslos.
Auf den Armen wird sie mitgenommen, rückwärts durch die Wohnung, zurück bleiben angedeutete Fußabdrücke aus Scheiße auf dem Küchenboden.
Die Glastür bleibt jetzt seltener offen, es wird auch schon bald Herbst. Es ist irgendwie schon so viel Verlust dabei. Aber die Verantwortung, die soll nicht mehr sein. Die ausscheidende Existenz ist so lebendig, dass sie kaum auszuhalten ist.