Beim Tagträumen und Fantasieren sollen Ansätze für literarische Welten entstehen; das sagt jedenfalls Sigmund Freud (1856–1939), der Gründer der Psychoanalyse.
Wenn man Autorinnen und Autoren fragt, wie das mit dem Weltenbauen geht, sagen viele, dass sie beim Lesen auf Ideen für Ihre eigenen literarischen Welten kommen. Oder beim Filme schauen. Auch darüber haben Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler viel nachgedacht. Einer der berühmtesten und einflussreichsten war Umberto Eco (1932–2016).
Er schrieb wissenschaftliche Bücher, aber auch Romane. Zum Beispiel einen Krimi, der im Mittelalter spielt, in einem Kloster mit einer riesigen Bibliothek. Er wurde zu einem Bestseller: Der Name der Rose (1980). Darin verpackt er elegant wissenschaftliche Erkenntnisse über die Literatur. Zum Beispiel, wenn zwei Mönche – der Lehrer William von Baskerville und sein Schüler, Adson von Melk – miteinander über literarische Welten sprechen. Plötzlich versteht Adson, was ihm William beizubringen versucht:
Bisher hatte ich immer gedacht, die Bücher sprächen nur von den menschlichen oder göttlichen Dingen, die sich ausserhalb der Bücher befinden. Nun ging mir plötzlich auf, dass die Bücher nicht selten von anderen Büchern sprechen, ja, dass es mitunter so ist, als sprächen sie miteinander.
Bücher, so lässt sich Umberto Ecos Theorie zur Literatur zusammenfassen, reden miteinander. Die Leserinnen und Leser sorgen dafür, dass dieses Gespräch nicht abbricht. Und wenn sie selbst zu schreiben beginnen, werden aus diesen Gesprächen neue Bücher, die dann wieder gelesen werden und dabei mit anderen Büchern ins Gespräch kommen, und so weiter…
Es gibt auch Wissenschaftler, die behaupten, Weltenbauen in der Literatur sei eher mit Spielen zu vergleichen. Was Autorinnen und Autoren machen, sei vom Prinzip her das Gleiche wie das, was Kinder beim Spielen tun.